Neben dem Klassiker, „Dinner for one“ und dem Brauchtum des Bleigießens, gehört an Silvester das laute Knallen, bunte Lichter und das schillernde Glitzern am schwarzen Nachthimmel für die meisten Deutschen zum krönenden Jahresabschluss einfach dazu. Kritiker werden jetzt jedoch immer lauter und wollen das private „böllern“ sogar verbieten. Und in diesem Zug haben ausgewählte Edeka-Filialen nun den ersten Schritt gemacht, indem die Unternehmen die Silvester Kracher nun aus dem Sortiment genommen haben.
Meyer’s und Nemitz-Pollmann machen den ersten Schritt
Gleich zwei Edeka-Filialen haben sich dieses Jahr dazu entschieden, auf das durchaus lukrative Silvestergeschäft zum Jahresende zu verzichten. Der Unternehmerin Sabine Nemitz-Pollmann ginge es dabei ganz einfach um den Schutz der Umwelt. Diese Entscheidung ist aber keineswegs spontan getroffen worden, denn bereits im Sommer, war für Frau Nemitz-Pollmann klar, dass es in ihrer Filiale dieses Jahr keine Knaller zu kaufen geben wird.
“Es ist jedes Jahr eine enorme Umweltverschmutzung”
sagt die Inhaberin der Edeka-Filiale in der Galerie Sonnengarten. Und selbst wenn das nur ein kleiner Schritt sei, müsse man ja irgendwann einmal anfangen, damit sich etwas ändert. Sabine Nemitz-Pollmann fühlt sich verantwortlich. Denn sie selbst ist sowohl Mutter als auch Großmutter, wodurch sie eine gewisse Vorbildrolle eingehe.
Auch die Edeka Meyer‘s Filiale in Neumünster traut sich und entzieht sich dem Geschäft mit den Silvesterknallern. In einem Beitrag auf Facebook begründet die Filiale ihre Entscheidung wie folgt:
„Unsere tierischen Mitglieder der Meyer‘s Familie haben einstimmig entschieden – dieses Jahr gibt es bei uns KEIN Feuerwerk zu kaufen!
Wir möchten unseren, und allen anderen Fellnasen sowie der Umwelt etwas „zurück“ geben und nicht noch mehr zu der enormen Feinstaubbelastung und massiver Verängstigung der Tiere beitragen.
Wir hoffen auf euer Verständnis.
P.S. Wir sind nicht grundsätzlich gegen Feuerwerk – wir befürworten nur eine „öffentliche“ Lösung an tollen Plätzen bzw. Stadtteilen in geordneten Bahnen.“
Andere Märkte wollen nachziehen, sind jedoch noch skeptisch
Filialleiter Andreas Schultz, Inhaber des Fürstenberger Edeka-Marktes befürwortet die Handlung der Kollegen für Silvester, will die Entwicklung dieses empfindlichen Themas jedoch erst einmal beobachten. So wird es das beliebte Feuerwerk in seiner Filiale dieses Jahr nach wie vor zu kaufen geben, denn eine solche Änderung, wäre eine Entscheidung, die man nicht mal ebenso trifft.
Die direkten Kollegen von Sabine Nemitz-Pollmann, welche sich mit ihrer Edeka Filiale ebenfalls in Glienicke befinden, bieten ebenfalls weiterhin das komplette Silvestersortiment an und dürfen sich dieses Jahr wohl auf einen besonders großen Kundenansturm freuen.
Aber auch andere Märkte, wie beispielsweise REWE machen sich bereits Gedanken über die Silvester-Debatte. Rewe-Markt-Leiter Andreas Lück in Oranienburg zum Beispiel sagt:
“Ich verfolge die Debatte um den Feuerwerksverkauf zum Jahresende. Wir bieten die Ware aber weiterhin an und warten ab, wie sich Rewe als Gruppe dazu künftig positioniert”
Warum der ganze Stress um die Silvesterknaller?
Vor allem die Edeka Filiale Meyer’s hat mit ihrem Statement auf Facebook teilweise einen ganz schönen Shitstorm ausgelöst. So liest man beispielsweise Kommentare wie:
„Tja dann werde ich mich wohl abwenden. Es gibt wichtigere Dinge wo man Ansätzen sollte. Feuerwerk hat Tradition und muss bleiben. Nie wieder Meyers…“
oder,
„Ich und meine Mutter sind Kunden bei Meyer aber dann kaufen wir da nicht mehr ein“
Im Allgemeinen kann sich die Filiale jedoch über eine Menge Zuspruch und positives Feedback freuen. Viele User laden Bilder von ihren Vierbeinern in die Kommentarzeile hoch und bedanken sich für die mutige Aktion.
Für Hundehalter, vor allem für solche, welche ein traumatisiertes Tier zu Hause haben, ist diese Aktion natürlich ein Meilenstein und beruhigt. Und auch wir freuen uns für die Vierbeiner, wenn sie zu Silvester nicht voller Angst, zitternd unter irgendeiner Couch verschwinden müssen. Allerdings geht es bei diesem Thema bei Weitem nicht nur um Katzen oder Hunde. Eine Userin schreibt zum Beispiel:
„Tja..wenn man seine köter nicht im griff hat muss man das toll finden. Meinem sind die feuerwerksbatterien egal.“
Das ist ja schön und gut. Neben Hunden gibt es in unserer Umwelt allerdings auch noch Wildtiere, welche nicht die Möglichkeit haben, sich über Silvester in einem ruhigen Raum zu verstecken oder mit lauter Musik abgelenkt zu werden. Und gerade im Winter ist es für Wildtiere enorm wichtig, sich ihre Energiereserven richtig einzuteilen, da nur begrenzt Futter vorhanden ist. Störungen durch panisches Flüchten, lösen massiven Stress bei den Tieren aus, was zu einem hohen Energieverlust führt. Dieser Energieverlust, als auch der enorme Stress, führen anschließend nicht zu selten zum Tot der Tiere.
Darüber hinaus berichtet das Umweltbundesamt darüber, dass die Feinstaubbelastung am Neujahrstag vielerorts so hoch ist, wie sonst im ganzen Jahr nicht. Hochgerechnet 4.500 Tonnen Feinstaub (PM10) werden in der Silvesternacht freigesetzt, was in etwa einer Menge von 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge und circa 2,25 Prozent aller PM10-Emissionen (2016) entspricht. Und diese Feinstaubbelastung ist nicht nur schädlich für unsere Umwelt, sondern ebenso für unsere Atemwege. Die Folge können Asthma, Atemwegserkrankungen bis hin zu Herz-Kreislauf-Problemen sein. In ganz schlimmen Fällen führt eine zu hohe Feinstaubbelastung sogar zum Tod…
Fazit
Wer also etwas zum Schutz der Umwelt, unserer Tiere und für uns selbst beitragen möchte, sollte das private Feuerwerk an Silvester einschränken oder im besten Fall sogar ganz darauf verzichten. Wir sind ja nicht grundsätzlich gegen das schöne Spektakel. Allerdings ist es doch mindestens genauso schön, wenn nicht sogar schöner, ein Feuerwerk an einem ausgewählten, öffentlichen Platz zu genießen, welches professionell von einem Pyrotechniker kontrolliert und gesteuert wird. So kann verhindert werden, dass zumindest die Wildtiere in ländlichen Gebieten ihre Ruhe haben und nicht im wahrsten Sinne des Wortes vor Schreck tot umfallen. Außerdem kann so die Feinstaubbelastung um weiten reduziert werden.
Quellen:
https://www.moz.de/landkreise/oberhavel/oranienburg/oranienburg-artikel/dg/0/1/1769914/
https://www.umweltbundesamt.de/themen/dicke-luft-jahreswechsel
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