Glyphosat ist als Unkrautvernichter bekannt. In einem Gerichtsurteil wurde nun offiziell erklärt, dass Glyphosat nicht nur giftig für Pflanzen, sondern auch für Menschen ist. Seitdem hagelt es Klagen gegen den glyphosathaltigen Unkrautvernichterhersteller Monsanto, Tochterfirma des milliardenschweren Konzerns Bayer. Mit Erfolg – die Gewinne von Bayer sind seitdem um 75 % eingebrochen.
Der umstrittene US-amerikanische Saatguthersteller Monsanto wurde im Juni 2018 von dem deutschen Konzern Bayer übernommen. Mit einem Preis von 66 Milliarden Dollar katapultierte sich Bayer damit an die Spitze der Agrarchemie-Industrie. Alles, was Monsanto betrifft, geht nun auch Bayer etwas an.
Ein Musterfall lässt tausend weitere Geschädigte hoffen
Auslöser für die Klagewelle in den USA, die mittlerweile auf 11.200 Klagen anstieg, war ein Gerichtsurteil, das Glyphosat eindeutig als toxisch einstufte. Der 46-jährige Hausmeister Dewayne Johnson machte die Firma Monsanto dafür verantwortlich, an Krebs erkrankt zu sein. Johnson hatte täglich mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup® des Herstellers Monsanto zu tun, um die Schule, an der er arbeitete, unkrautfrei zu halten. Er entwickelte eine aggressive Art von Lymphdrüsenkrebs, nachdem er aufgrund eines Unfalls mit dem Mittel Roundup® überschüttet worden war. Leider erlag Johnson noch vor dem bahnbrechenden Gerichtsurteil seiner schweren Krankheit, sodass die Entschädigungssumme an seine Erben ausgezahlt wurde. Umgerechnet rund 253 Millionen Euro Entschädigung und Strafe musste Monsanto bzw. Bayer zahlen.
Erdrückende Beweislast: Bayer wusste um die Giftigkeit von Glyphosat
Insbesondere Johnsons Anwalt Brent Wisner ist es zu verdanken, dass die Skrupellosigkeit des Konzerns ans Tageslicht gekommen ist. Dieser setzte gerichtlich durch, Papiere ausgehändigt zu bekommen, die das böswillige, manipulative Verhalten von Monsanto dokumentieren.
“Das ist ein Blick hinter den Vorhang”, sagt Wisner. “Diese Dokumente zeigen, dass Monsanto bewusst Studien gestoppt hat, in denen sie schlecht dargestellt werden, Literatur mit Ghostwriting geschrieben und eine ganze Reihe von Missständen in Unternehmen missbraucht hat. Monsanto hat allen gesagt, dass diese Produkte sicher sind, weil die Behörden gesagt haben, dass sie sicher sind, aber es stellt sich heraus, dass Monsanto mit den US-Aufsichtsbehörden im Bett gelegen hat, während sie die europäischen Behörden irreführen.“
Bereits im Jahr 1999 wurde in wissenschaftlichen Studien dargelegt, dass Glyphosat, das in hoher Konzentration in Monsantos Roundup® enthalten ist, Mutationen in der menschlichen DNA verursacht, wodurch Krebs entsteht. Dieses Ergebnis wollte der Konzern nicht auf sich sitzen lassen und beauftragte den renommierten, englischen Toxikologen Dr. James Parry damit, die veröffentlichte Studie zu überprüfen. Damit schoss sich Monsanto jedoch ein Eigentor, denn auch dieser Wissenschaftler bestätigte: Glyphosat ist genotoxisch! Auch die eigenen Studien von Monsanto, die Glyphosat als positiv bzw. ungefährlich darstellen, wurden von Parry in einem weiteren Gutachten überprüft. Das Ergebnis auch hier: Glyphosat ist Gift für den Menschen.
Trotz aller Beweise vertritt Monsanto weiterhin die Meinung, dass es eventuelle biochemische Wechselwirkungen seien, die schließlich gesundheitsgefährdend sind und nicht Glyphosat selbst. Nichtsdestotrotz steht fest: Monsanto und damit auch Bayer wussten um das Giftgemisch, das sie unter dem Namen Roundup® verkaufen. Wenn also Käufer nicht über die Gefahren informiert werden, dann ist das böswillige Täuschung.
Brisante Klage hat das Potential, Bayer auf die Knie zu bringen
Unter den 11. 200 Klagen: der ebenfalls an Lymphdrüsenkrebs erkrankte, 70-jährige US-Amerikaner Ed Hardeman. Dieser wirft dem Agrarchemie-Hersteller nicht nur vor, für seine Krebserkrankung verantwortlich zu sein, sondern er beschuldigt das Unternehmen auch der Vertuschung. Bayer habe die Gesundheitsgefahren, die von Glyphosat ausgehen, bewusst nicht benannt, sondern eher noch verschleiert und abgestritten.
Die Beweislage sieht aufgrund der durch den Anwalt Wisner hervorgebrachten Dokumente nicht gut für das Unternehmen aus. Außerdem stützt sich Hardeman auch noch auf die Studien der WHO, die Glyphosat im Jahr 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ einstuften. Sollte dieser Klage also stattgegeben werden, sieht es für Monsanto/Bayer nicht gut aus. Die bereits verhängte Strafe im Fall Johnson von 253 Millionen Euro lässt schon erahnen, dass weitere Zahlung in dieser Höhe dem Unternehmen sehr weh tun würden. Nicht zu vergessen die weiteren über 11.000 Klagen, die noch ausstehen.
Wie zerstörerisch wird Glyphosat noch werden?
Bayer musste das bahnbrechende Urteil und die daraus entstandene Klagewelle mit 75 % Gewinneinbußen verbuchen. Doch nicht für das Unternehmen ist das Thema Glyphosat zerstörerisch, sondern ganz besonders für die Menschen und Tiere, die mit diesem Gift in Berührung kommen. Umweltschützer hoffen, dass dieser Prozess einen Wendepunkt darstellt. Der französische Umweltminister Nicolas Hulot äußerte in einem Interview mit der Zeitung Libération:
„Das ist der Anfang vom Ende der Arroganz dieses verfluchten Paars Monsanto-Bayer.“
In Deutschland reagiert trotz mehrerer politischer Forderungen, insbesondere aus den grünen Reihen, niemand auf das Urteil. Es wird zwar über Glyphosat gestritten, aber europaweit zögern die Regierungen, den Einsatz von Glyphosat ein für allemal zu verbieten. Solange wird Bayer Glyphosat weiter in den Umlauf bringen und sich in Sicherheit wiegen, „gute Argumente zur Verteidigung gegen die erhobenen Ansprüche zu haben und sich entschieden zur Wehr zu setzen“.
Quellen:
https://www.zeit.de/2018/34/bayer-monsanto-klage-glyphosat-kosten
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33584/
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[…] Der Kläger Edwin Hardemann ist an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, nachdem er jahrelang Roundup einsetzte. Seine Anwältin erklärte im Prozess, er habe in einem Zeitraum von 26 Jahren mehr als 300 Mal das Herbizid angewendet. Demnach sei Hardemann dem Mittel stark ausgesetzt gewesen. Die Geschworenen entschieden zugunsten des Klägers. Neben den bisher zwei weiteren Veurteilungen gegen Monsanto, erwarten das Unternehmen weitere Gerichtsverhandlungen. Schließlich sieht es sich in den USA mit insgesamt 11.200 Klagen konfrontiert. […]